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Liebe bloq-Leser*innen,

bloq #4 ist da! Wir hoffen natürlich, ihr habt eure Ausgabe schon. Falls nicht, könnt ihr das hier nachholen: Klick! Bestellt fleißig, sagt es weiter denn nur wenn bloq #4 genug Leser*innen findet, wird es auch bloq #5 geben! Und falls ihr euch nicht so richtig vorstellen könnt, was euch bei 100 Seiten zum Thema oben/unten erwartet, hier ein Blick ins Heft:
Wer lieber direkt in unserem neuen Heft blättert, um einen Eindruck zu bekommen, kann das am Samstag, 12. April, bei der Langen Nacht der Innovation und Kultur tun. Ab 18 Uhr bis 22 Uhr bespielt an diesem Tag das GIG7 das Foyer der Kunsthalle und stellt dort die Female Founders Map und die Frauen dahinter vor – Sarah ist als bloq-Mitgründerin mit dabei und hat natürlich die neue Ausgabe (und alle anderen auch) im Gepäck. Es gibt jedoch auch weitere Stände von Gründerinnen, Paneldiskussionen zum Thema Sichtbarkeit und gleichzeitig läuft in der Kunsthalle die Ausstellung Supernovas von Tavares Strachan, die sich mit der Schwarzen Diaspora und historischer Sichtbarkeit beschäftigt. Der Eintritt ist frei.

Außerdem freuen wir uns sehr, dass das OFF//FOTO Festival nach einer vierjährigen Pause wieder da ist und machen gleich mal mit. Das Festival läuft vom Donnerstag, 24. April bis Sonntag, 25. Mai, und bietet in der Zeit mehr als 70 Ausstellungen und reichlich Rahmenprogramm in der gesamten Rhein-Neckar-Region. Uns findet ihr dann immer donnerstags und freitags von 13 bis 19 Uhr im Atelier COOL POOL, wo wir ausgewählte Werke aus vier bloq-Ausgaben von unseren großartigen Fotograf*innen zeigen. Zudem gibt es Vorträge, Talks und Diskussionsabende. Weitere Infos folgen!

In diesem Newsletter blicken wir mit dem Medienwissenschaftler Prof. Matthias Kohring auf die Amokfahrt in Mannheim zurück und fragen uns, warum die Tat so schnell aus den (vor allem überregionalen) Medien verschwunden ist. Außerdem schauen wir von der Kalmit aus auf die Pfälzer Hüttenkultur und machen uns Gedanken, ob die Brandmauer im Mannheimer Gemeinderat noch steht.
I N T E R V I E W
„Fake News treiben die Menschen zur AfD
Ein Autofahrer hat Anfang März bei einer Amokfahrt auf den Mannheimer Planken zwei Menschen getötet und 14 weitere teils schwer verletzt. Die Tat weckte Erinnerungen an ähnliche Vorfälle in München und Magdeburg. Die Aufregung war groß – nicht nur in den Sozialen Medien – doch bereits einen Tag später war Mannheim aus den überregionalen Medien weitgehend verschwunden. Lag es daran, dass der Täter keinen Migrationshintergrund hatte? Macht das die Tat für die Bevölkerung weniger tragisch, für Medien weniger interessant? Und wer ist verantwortlich für die vielen Falschmeldungen, die dem Täter einen Migrationshintergrund andichteten? Darüber haben wir uns mit Prof. Matthias Kohring, Medien- und Kommunikationswissenschaftler an der Universität Mannheim, unterhalten.
Herr Kohring, von den Startseiten der meisten überregionalen Medien war die Amokfahrt in Mannheim bereits einen Tag später wieder verschwunden. Buzzfeed Deutschland hat recherchiert: Während die deutschen Leitmedien über die Taten in Magdeburg und München rund 1000 Beiträge veröffentlichten, waren es über Mannheim unter 500. Ist der Unterschied tatsächlich damit zu erklären, dass der Täter kein Afghane war, sondern ein Deutscher?
Das liegt nahe, ja. Bezeichnend auch: Die Amokfahrt in Trier wurde in diesem Zusammenhang kaum erwähnt. Die ist zwar schon etwas länger her, forderte aber viele Opfer. Auch hier war der Täter ein Deutscher – aus dem Gedächtnis der Bevölkerung scheint das jedoch schon fast wieder verschwunden.

Warum ist das so?
Die Tat eines Menschen mit Migrationshintergrund verletzt das Sicherheitsempfinden mancher Menschen sehr viel stärker als die Tat eines Deutschen. Jene wird mit einer „Schwarzes-Schaf-Logik“ begründet: ‚Das sind Einzelfälle, passiert eben mal.‘ Die Taten von Menschen mit Migrationshintergrund hingegen werden von manchen Menschen schnell als vermeintlich systematische Bedrohung gesehen. Wären sie nicht hier, so die Logik, gäbe es auch diese Taten nicht. Und wir haben in unserem Land politische Kräfte, die genau diese Logik sehr forcieren. In Mannheim bleibt ihnen nur gespielte Betroffenheit – die anderen Taten hingegen konnten sie für ihre politischen Zwecke benutzen und Angst schüren.

Das heißt aber, dass die Medien ihnen dabei durchaus dabei behilflich sind …
Ja, das muss man leider so sagen. Dabei spielt auch die Angst vor dem Vorwurf, Dinge zu verschweigen, eine Rolle.

Liegt es auch daran, dass Medien durch die Sozialen Medien viel stärker davon getrieben werden, was gut „geklickt“ wird?
Durchaus. Viele Zeitungen berichten online und auf Social Media ganz anders als in der gedruckten Zeitung. Es wird viel mehr auf Emotionen gesetzt, das sorgt für Kommentare und Klicks. Dabei zieht Angst mehr als Betroffenheit und berichtet wird über das, was geklickt wird.

Schon kurz nach der Tat kursierten in den sozialen Medien zahlreiche Falschmeldungen. Sogar Ausweisdokumente des angeblichen Täters – mit Migrationshintergrund – wurden verbreitet. Woher kommen diese Fake News?
Sie werden systematisch eingesetzt. Solche Falschmeldungen erfinden in den seltensten Fällen Privatleute. Das sind rechte Kräfte, durchaus auch aus dem Ausland, die bei solchen Taten sofort parat stehen. Die Menschen, die diese Fake News kreieren, wissen natürlich, dass sie falsch sind. Die Menschen dagegen, die sie verbreiten, wollen glauben, dass sie stimmen. Und bisweilen auch einfach die ersten sein, die davon gehört haben. Entsprechend unreflektiert werden diese Falschmeldungen verbreitet. Das nennt sich confirmation bias – wir lesen und verbreiten am liebsten die Informationen, die unsere Erwartungen erfüllen.

Das heißt auch: Die Richtigstellung hat es später sehr viel schwerer.
Sie wird weit weniger geteilt. Und den Schaden haben die Falschnachrichten dann schon angerichtet. In einer Studie haben wir nachgewiesen, dass Menschen, die Falschnachrichten glauben, durchaus ihre Wahlentscheidung ändern: Fake News – gerade bei den Themen Flucht und Migration – treiben die Menschen zur AfD. Umso wichtiger ist es, dass die etablierten Medien sich in ihrer Berichterstattung nicht von den Narrativen der Rechten bestimmen lassen.
Z A H L D E S M O N A T S

673,64 Meter …

… und damit einen Meter höher als bislang angenommen ist die Kalmit. Der Berggipfel im Pfälzerwald ist damit der höchste Punkt der Rhein-Neckar-Region und das Kalmithaus die höchstgelegene Pfälzerwald-Hütte. Gemeinsam mit 70 weiteren Hütten und Wanderheimen, 15 Naturfreundehäusern und zehn Schutzhütten gehört das Kalmithaus zum Immateriellen UNESCO-Kulturerbe. Doch das Modell, nach dem die Hütten ehrenamtlich von den einzelnen Ortsgruppen des Pfälzerwald Vereins (PWV) oder von den Naturfreunden betrieben werden, funktioniert nicht mehr so wie früher. Überall fehlt es an freiwilligen Helfer*innen, die sich in die Küche oder hinter die Theke stellen und den Laden schmeißen. Die PWV-Ortsgruppen suchen deshalb nach anderen Lösungen. Gut die Hälfte der Hütten wird laut Angaben des Pfälzerwald Vereins inzwischen von Pächter*innen betrieben, die mit der Hütte ihren Lebensunterhalt bestreiten. Für die Gäste bedeutet das einerseits in der Regel mehr Öffnungstage, andererseits auch höhere Preise. Welche neuen Problem mit einer Verpachtung entstehen können, in welche Nöte die Deutsche Rentenversicherung die Hütten stürzen könnte und wie es weitergeht mit den Pfälzer Hütten, lest ihr in der aktuellen bloq-Ausgabe, die ihr hier bestellen könnt!
K O M M E N T A R

Bye-bye, Brandmauer?

Immer häufiger setzen die konservativen Parteien im Mannheimer Gemeinderat ihre Themen mit Hilfe der AfD durch. Sich auf ihre Stimmen zu verlassen, findet bloq-Redakteur Daniel Grieshaber jedoch brandgefährlich.
Es war eine Entscheidung, die für Wirbel gesorgt hat. Im Februar hat der Gemeinderat die langjährige Sprecherin des Mannheimer Migrationsbeirats Alibabanezhad Salem abgewählt. Denn anders als sonst, stimmte er nicht pauschal über die Vorschlagsliste einer Findungskommission ab, auf der auch Salem stand, sondern einzeln über die künftigen Mitglieder des Migrationsbeirats einzeln. Dieses Vorgehen widersprach nicht nur den bisherigen Gepflogenheiten. Genauso wie die Abwahl Salems funktionierte es nur, weil der konservative Block aus CDU, FDP, Mannheimer Liste/Freie Wähler sich mal wieder – muss man leider sagen – auf die Stimmen der AfD verlassen konnte. Nun ist es eine Crux vieler Parlamente, besonders auf kommunaler Ebene, dass die AfD nicht mehr nur eine Randerscheinung, sondern so stark ist, dass ihre Stimmen ins Gewicht fallen. Und sicher ist auch das Olaf Scholz‘sche Diktum richtig, wonach es keine Zusammenarbeit sei, wenn die AfD in einem Gemeinderat für ein Kita-Projekt der SPD stimmt. Aber bei der Entscheidung des Mannheimer Gemeinderats – genauso übrigens wie bei der, den ALTER in der Neckarstadt zunächst nicht finanziell zu fördern, die ebenfalls nur durch die Stimmen der AfD zustande kam – geht es eben nicht um konstruktive Beiträge zur Stadtentwicklung. In Salems Fall ging es darum, sich einer unbequemen Stimme zu entledigen. Im Fall vom ALTER ging es darum, einem Projekt zu schaden, das, weil es offen, integrativ und nicht-kommerziell ist, irgendwie „links“ sein muss. Und auch wenn beim ALTER inzwischen nach intensiven Gesprächen mit OB Specht die Kuh vom Eis ist und das Projekt über Stiftungsgelder und Haushaltsmittel der Stadt gefördert wird, bleibt ein Nachgeschmack. Sowohl beim Migrationsbeirat als auch beim ALTER ging es den konservativen Parteien nicht um das Wohl und die Entwicklung der Stadt Mannheim, sondern darum, (vermeintlichen) politischen Gegnern eins auszuwischen. Und das auch gerne mit den Stimmen der AfD. Eine Haltung, durch die die Brandmauer nicht nur Risse bekommt. Die konservativen Parteien in Mannheim sind gerade fleißig dabei, sie ganz abzutragen.

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