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Liebe bloq-Leser*innen,

derzeit schreiben und gestalten wir eifrig an der nächsten Ausgabe, damit ihr bloq #3 bald in den Händen halten könnt. Wie ihr bereits wisst, ist “Beton” unser Thema und neben all den Schattenseiten, mit denen wir uns beschäftigen, ist inzwischen auch eine textliche Würdigung des Werkstoffs bei uns eingetroffen – danke, Annika Wind! Parallel zur Produktion des Hefts planen wir auch Werbung und Vertrieb, denn da ist noch jede Menge Luft nach oben: bloq muss bekannter werden! Und ihr könnt uns helfen. Nicht nur, indem ihr all euren Freund*innen und Bekannten sagt, wie toll bloq ist, sondern auch, indem ihr ganz konkret Plakate in euer Lieblingscafé hängt, Postkarten verteilt und den öffentlichen Raum mit bloq-Materialien verschönert. Meldet euch einfach bei uns, sagt, was ihr braucht – dann lassen wir euch ein “bloq muss bekannter werden”-Paket zukommen. Oder ihr holt es direkt im bloq-Büro (G7,22) ab. Als Dankeschön bekommt ihr die dritte Ausgabe.

Dann haben wir noch ein Save-the-date – für alle, die damals beim Crowdfunding unser Partypaket gebucht haben, aber auch für alle anderen, die gerne mal mit uns feiern wollen: Am 15. September hat uns das Nationaltheater Mannheim in die neue Spielstätte im ehemaligen Kino auf Franklin eingeladen, damit wir gemeinsam eine bloq-Sause machen können. Die Planungen laufen auf Hochtouren, Details erfahrt ihr im nächsten Newsletter. Für diese Ausgabe haben wir die Independent-OB-Kandidatin Tanja Krone interviewt. Ihr erfahrt, mit wie wenig Grünfläche sich jede*r Heidelberger*in begnügen muss und was eine So-da-Brücke ist. Und Sarah greift in ihrem Kommentar nochmals das Thema “Gentrifizierung” auf, über das wir in der ersten bloq-Ausgabe berichtet hatten. Viel Spaß beim Lesen!



Eure bloq-Redaktion


Foto: privat
I N T E R V I E W

INTERVIEW MIT OB-KANDIDATIN TANJA KRONE

Parteilos, weiblich, anders – Tanja Krone ist die Überraschungskandidatin bei den Mannheimer OB-Wahlen. Mit ihrer Kandidatur will sie den Beton in den Köpfen aufbrechen und zeigen, dass jede*r Oberbürgermeister*in werden kann.

Frau Krone, wie sind Sie auf die Idee gekommen, für die OB-Wahl in Mannheim zu kandidieren?
Angefangen hat es mit dem Rechercheprojekt „Die Bürgermeisterin“, mit dem ich im Rahmen von Matchbox, dem mobilen Kunst- und Kulturprojekt, in der Region in den vergangenen anderthalb Jahren unterwegs war. Ich habe dabei die unterschiedlichsten (Ober-)Bürgermeister*innen in ihrem Amtsalltag begleitet und sie gefragt, wie mensch Bürgermeister*in werden kann. Als Peter Kurz dann verkündet hat, dass er nicht mehr kandidiert, hat mich das herausgefordert und ich habe gesagt: „Okay, ich kandidiere auch.“ Das habe ich in den sozialen Medien gepostet und dann war es in der Welt.

Sie haben keine politische Erfahrung. Warum glauben Sie, dass Sie trotzdem für das Amt die Richtige sind?
Genau das ist mein Anliegen. Mit meiner Kandidatur will ich zeigen, dass ich das auch so machen kann. Ich bin über 26 und unter 68 Jahre alt und habe die deutsche Staatsbürgerschaft – mehr brauche ich nicht, um kandidieren zu können. Und nicht nur ich kann das machen, sondern du kannst es auch machen und alle, die hier in diesem Café sitzen, sofern sie EU-Bürger*innen sind. Ich finde es wichtig, diesen Gedanken noch mal in die Welt zu bringen. Und dann kommt noch hinzu, dass ich eine Frau bin. Die Frauenquote bei Bürgermeister*innen liegt in Deutschland bei unter zehn Prozent. Das möchte ich ändern!
Was wollen Sie anders und besser machen als Ihr Vorgänger?
Es ist nicht so, dass ich ein festes Programm habe mit Punkt eins, Punkt zwei und so weiter. Natürlich sind mir Themen wie Ökologie, Mobilität und vor allem die Schere zwischen Arm und Reich wichtig. Mir geht es aber vor allem darum, die Mannheimer*innen zu aktivieren, sie dazu zu bringen, sich wirklich für ihre Stadt zu engagieren und einzubringen – und zwar nicht durch dröge Beteiligungsprozesse, sondern mit Aktionen und Formaten, die niedrigschwellig sind und bei denen die Leute auch etwas erleben. Als Beispiel fällt mir immer ein Regentanz ein, den ich mal an anderer Stelle gesehen habe. Nicht dass ich jetzt in Mannheim Regentänze veranstalten möchte, aber etwas miteinander machen, um ein Ziel zu erreichen – das finde ich schon spannend.
Und wenn es bei allem Engagement dann doch unterschiedliche Vorstellungen gibt? Wer trifft am Ende die Entscheidung?
Nun, es gibt ja den Gemeinderat, der politische Entscheidungen trifft. Das ist so und bleibt es auch. Die Frage ist aber, welche Themen kommen in den Gemeinderat und wie werden sie gebündelt und gefiltert. Bei den alten Griechen gab es das Kleroterion, eine Maschine, mit der die Mitglieder der Ratsversammlung ausgelost wurden. Ich finde, dass Losen gerechter ist als alles andere. Deshalb plädiere ich dafür, einen Bürger*innenrat oder eine Bürger*innenversammlung einzusetzen, die politisches Mitspracherecht hat und regelmäßig über ein Losverfahren neu zusammengesetzt wird. So hätten per Zufallsprinzip wirklich alle die Chance, ihre Stimme zu Gehör zu bringen.

Sie treten als parteilose Solokandidatin ohne Apparat im Hintergrund an. Werden Sie dennoch ernst genommen?
Kommt darauf an, wie man ernst genommen definiert. Bisher war ich nur zu einem Podium geladen. Und hatte immerhin den Eindruck, von den anderen Kandidierenden ernst genommen zu werden. Ansonsten ist aber sehr auffällig, dass viele Podien interessengeleitet bestückt werden, dass sich alle irgendwie das abholen, was sie in Zukunft brauchen könnten. Das finde ich schwierig, weil man dann in so eine Position gedrängt wird, die „richtigen" Antworten geben zu wollen. Und dann die Plakate, wir haben ja alle schon welche gesehen – auch vor dem offiziellen Plakatierungsbeginn am 7. Mai. An den Plakaten ist gut erkennbar, wer welchen Stellenwert hat oder haben kann. Ich habe gesagt, ich gebe maximal 1.000 Euro für diesen Wahlkampf aus. Damit bist du eigentlich schon raus – meterhohe Banner gegenüber 100 Plakaten auf A1! Also, ich fühle mich nur pro forma ernst genommen. Wichtig ist aber, dass mir viele Leute auf der Straße begegnen, die mich sehr ernst nehmen und Lust haben, eine Person wie mich zu wählen. Ob das reicht, wird sich zeigen.

Was sind nun Ihre nächsten Schritte?
Die benötigten Unterschriften von 250 Mannheimer*innen, die meine Kandidatur unterstützen, habe ich bereits. Sie müssen nur noch geprüft werden und dann geht’s weiter: Die KRONE für Mannheim.

www.tanjakrone.de
www.facebook.com/tanja.krone.3/
www.instagram.com/tk_uonn

Zahl des Monats: 7qm

Auf satten sieben Quadratmetern Grünfläche darf sich jede*r Heidelberger*in austoben. Das hat das Statistische Landesamt Baden-Württemberg 2020 errechnet. Grundlage waren alle innerstädtischen Grünflächen. Auf der baden-württembergischen Rangliste findet sich die Perle am Neckar damit ganz weit unten, lediglich die armen Esslinger*innen müssen sich mit noch weniger – nämlich 6,6 Quadratmetern – begnügen. Ganz weit weg ist Heidelberg damit jedenfalls von den grünen Oasen Karlsruhe (27,2 m2), Mannheim (23,5 m2!) und Reutlingen (22,3 m2). Das allein auf die Lage im Neckartal zu schieben, ist etwas bequem: Auch bei jüngeren Großbauprojekten wie der Bahnstadt wurde zubetoniert und versiegelt, was das Zeug hält. Und hätte sich die Bürgerinitiative gegen eine Bebauung des Ochsenkopfs, einer Fläche am Eingang der Stadt, nicht durchgesetzt, wäre es heute noch ein bisschen weniger Grün für die Heidelberger*innen. Doch auch hier ist die Stadt bereits am Schrauben und Drehen, um das Land zumindest teilweise noch zu bebauen – mehr dazu und zum Thema Versiegelung und Flächenfraß erfahrt ihr in bloq #3, das bald erscheint.
Foto: Torsten Redler

SO-DA-BRÜCKE

Das steht sie also und hält „Optionen offen“ und das seit vier Jahren. Die So-da-Brücke in Ladenburg hat es zu einiger Berühmtheit gebracht. Erst landete sie im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler, dann beim „Realen Irrsinn“ von Extra Drei. Weil sie, wie der Name schon sagt, einfach „so da“ steht. Ohne den Sinn zu erfüllen, den eine Brücke normalerweise erfüllen soll: Irgendwas irgendwo drüber zu führen. Denn sowohl auf der Brücke noch unter der Brücke befindet sich: Nichts. Wobei, doch: Gras, viel Gras!
In drei Jahren sollen hier Autos drüber fahren, wenn die neue L 597 mal fertig ist. Was dann darunter ist – das steht allerdings noch nicht fest. Denn ursprünglich wurde die Brücke über ein altes Industriegleis gebaut – das pünktlich zur Fertigstellung der Brücke abgebaut wurde. Auch ein Wirtschaftsweg war im Gespräch, von dem allerdings genauso wenig zu sehen ist. Eventuell könnte hier mal die Straßenbahn nach Mannheim unten durchfahren, aber das ist noch Zukunftsmusik. Immerhin wurde laut Regierungspräsidium mit der Brücke viel Geld gespart. Denn würde sie heute gebaut werden, würde sie nicht mehr „nur“ 1,2 Millionen Euro kosten, sondern 1,7 Millionen Euro. Allerdings ja auch nur dann, wenn sie tatsächlich mal einen Zweck erfüllt. Bis dahin blättert nach und nach der Lack vom Geländer und wächst weiter Gras über die Sache.
Kennt ihr weitere Bauwerke in der Region, die keinen Sinn haben, ihren Zweck nicht erfüllen oder einfach völlig fehlgeplant sind? Dann schreibt uns: info@bloqmagazin.de
Wir freuen uns 😊
K O M M E N T A R

SARAH WEIK ÜBER DIE GENTRIFIZIERUNG
IM JUNGBUSCH

Nun hat es die Stadt schwarz auf weiß. Bestätigt von Expert*innen, wissenschaftlich untersucht: Im Mannheimer Jungbusch findet eine strukturelle Verdrängung der Bevölkerung statt. So steht es im Zwischenbericht des ALP Institut für Wohnen und Stadtentwicklung GmbH aus Hamburg (https://buergerinfo.mannheim.de/buergerinfo/vo0050.asp?__kvonr=229725). Folgt der Gemeinderat dieser Einschätzung, wird er voraussichtlich noch vor der Sommerpause eine Milieuschutzsatzung für den Stadtteil beschließen. Umfangreiche Sanierungen, Abrisse oder Nutzungsänderungen wären dann nur noch mit Zustimmung der Stadt möglich. Damit soll die weitere Gentrifizierung verhindert werden. Das ist gut, das ist wichtig, doch kommt diese Einsicht für viele zu spät.
Vor zwei Jahren haben wir für bloq #1 mit Menschen aus dem Jungbusch und der Neckarstadt-West gesprochen. Mit Menschen, die Angst hatten vor der nächsten unklaren Nebenkostenabrechnung, der nächsten Sanierungsankündigung, der nächsten Mieterhöhung. Sie haben den Druck, den sich die Stadt erst von einem Institut aus Hamburg bestätigen lassen musste, längst gespürt. Bereits vor fünf Jahren hatte die Grüne Fraktion eine Milieuschutzsatzung für den Jungbusch gefordert. Handlungsbedarf sah das Rathaus nicht, erkannte damals „keine belegbaren Anzeichen für eine aktive Verdrängung von einkommensschwächeren Mieterinnen und Mietern aus dem Quartier“. (https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/innenstadt-jungbusch_artikel,-innenstadt-jungbusch-stadt-sieht-keine-verdraengung-die-gruenen-dagegen-schon-_arid,1263582.html)
Die gleiche Diskussion gibt es auch um die Neckarstadt-West. „Es ist nicht zu einer Gentrifizierung in der Neckarstadt-West gekommen“, lautete dazu bisher immer der Kommentar der Stadtverwaltung. Die Bewohner*innen erzählen etwas ganz anderes. Wenn man Ihnen zuhört. Doch scheinbar wird dafür erst wieder ein Institut aus Hamburg benötigt. Das ist sicher wichtig, um rechtlich auf sicheren Beinen zu stehen. Schön wäre nur, wenn das nicht noch einmal fünf Jahre dauert.

Apropos gemeinnützig:

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