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Liebe bloq-Leser*innen,

wir melden uns zurück aus der Sommerpause – mit tollen Nachrichten: bloq #3 ist in der Druckerei! Zum Ende der Woche treffen also 104 druckfrische Seiten zum Thema Beton bei uns ein und das werden wir am Freitag ordentlich feiern – aber dazu später mehr, denn auch sonst war viel los in den vergangenen Wochen.

Im Juni waren Theresa und Sarah aus dem bloq-Team auf der Jahrestagung von Netzwerk Recherche und hatten drei großartige Tage in Hamburg, an denen sie endlich unsere Grow-Mitstipendiat*innen von Headliner und andererseits kennengelernt haben (andererseits hat übrigens eine spannende Reportage zur Flut im Ahrtal veröffentlicht, bei der auch zwölf Bewohner*innen eines Heims für Menschen mit Behinderungen gestorben sind). Und auch Choni haben wir getroffen, mit deren äußerst coolem Rollschuhmagazin wir für bloq #3 eine Kooperation eingegangen sind. Seid gespannt! Und falls jemand am 5. Oktober in und um Berlin unterwegs ist und Lust hat, sich inspirieren zu lassen: bloq ist mit dabei beim Inspiration Day von MIZ Babelsberg und Netzwerk Recherche. Wir machen dabei Lust auf Lokaljournalismus und zeigen, dass die spannendsten Geschichten immer noch vor der Haustür passieren und Lokal- und Regionaljournalismus auch verdammt sexy sein kann!
In diesem Newsletter erfahrt ihr zudem, wie viele Menschen in der JVA Frankenthal wegen “Pillepalle-Kleinigkeiten” (Zitat der Leiterin) neben Schwerverbrechern einsitzen und warum Mannheim und andere Städte in der Region noch viel mehr tun müssten, um gefährdete Menschen, zum Beispiel Obdachlose, vor Hitze zu schützen. Viel Spaß beim Lesen!
B E T O N

bloq #3 ist unterwegs!

In den vergangenen Monaten haben wir keine Gefahren und Mühen gescheut, um dem Beton und seinen Geheimnissen auf den Grund zu gehen. Tagsüber waren wir auf Baustellen unterwegs, haben uns durch von Beton bedrohte Wiesen und Büsche geschlagen, sind mit Rollschuhen über Asphaltpisten gesaust und haben uns furchtlos unter wild flatternde Taubenschwärme gemischt. Abends sind wir um die Neckaruferbebauung geschlichen und nachts waren wir mit der mysteriösen DORIS auf Tour und haben ihr beim Sprayen zugeschaut. Nebenbei haben wir noch Windräder im Odenwald gezählt und einen großen Baustoffhersteller mit Fragen genervt, um herauszufinden, ob der grüne Anstrich, den sich der Konzern neuerdings gibt, mehr ist als eben nur – ein grüner Anstrich. Ab heute ist die neue Ausgabe in unserem Shop erhältlich, für den Support-Preis von 15 Euro, aber auch weiterhin für 9 Euro – falls das Geld mal wieder knapp ist. Kauft fleißig, damit wir uns bald an Ausgabe Nr. 4 machen können! Hier geht es zu unserem Shop: Klick!

Und nachdem es bei den ersten beiden Ausgaben leider nicht geklappt hat, wollen wir diesmal ordentlich auf den Putz hauen: Gemeinsam mit dem Nationaltheater Mannheim feiern wir am Freitag, 15. September, die Release von bloq #3! Die Karten für das offizielle Programm, bei dem wir einen Einblick hinter die bloq-Kulissen geben, sind tatsächlich schon ausverkauft. Doch egal ob ihr Karten habt oder nicht – eines könnt ihr auf jeden Fall tun: Gemeinsam mit uns und DJ Julian Bender ab 21 Uhr feiern. Der Eintritt zur Party nach dem offiziellen Programm ist frei und wir freuen uns über alle, die mit uns auf Franklin feiern!
Ab nächster Woche gibt es bloq #3 dann auch wieder in ausgewählten Läden und Buchhandlungen in der Region. Oder, noch besser: Ihr kommt irgendwann zwischen dem 19. September und dem 1. Oktober im haus Hurra in P3,6 in Mannheim vorbei. Dort bauen wir für zwei Wochen in einem begehbaren Magazin unsere Schreibtische auf und ihr seid herzlich eingeladen, uns darin zu besuchen. Wir diskutieren über die Themen des aktuellen Hefts, nehmen Vorschläge für neue Recherchen an, reden über gemeinnützigen Journalismus und verkaufen natürlich Magazine und anderen coolen bloq-Merch. Mehr Infos zum Programm findet ihr demnächst bei uns auf Instagram und Facebook!
Z A H L D E S M O N A T S:
66
66 Männer saßen im August dieses Jahres in der JVA Frankenthal eine Ersatzfreiheitsstrafe ab – so viele wie in keinem anderen Gefängnis in Rheinland-Pfalz. Sie sind ohne Ticket gefahren, haben Zigaretten geklaut oder eine Flasche Schnaps und wurden dafür zu einer Geldstrafe verurteilt. Weil sie die nicht zahlen konnten oder wollten, sitzen sie nun Tür an Tür mit Schwerverbrechern ein – für bis zu 720 Tage. Ein Tag Haft entspricht derzeit einem Tagessatz. Der Bundestag möchte das jedoch ändern und hat im Juni beschlossen, dass Ersatzfreiheitsstrafen künftig nur noch halb so lange dauern sollen wie aktuell.
Immerhin zahlt der Staat jeden Tag eine halbe Million Euro für das „Rückgrat der Geldstrafe“, wie das Bundesjustizministerium die Ersatzfreiheitsstrafe nennt. Gundi Bäßler, die die JVA Frankenthal leitet, würde dieses Geld lieber in mehr Sozialarbeit stecken. Dass man für „Pillepalle-Kleinigkeiten“ in den Knast kommen kann, sieht sie kritisch – unter anderem wegen Männern wie diesem hier, der immer wieder in ihrer Anstalt landet: Er ist wohnungslos und alkoholkrank und klaute vor seinem vergangenen Aufenthalt eine Konservendose und einen Campingkocher, weil er etwas Warmes essen wollte. Wirklich helfen kann die Gefängnisdirektorin ihm nicht, dafür sei er zu schnell wieder weg, sagt sie.
Unser Autor Maxim Flößer und unser Fotograf Maximilian Borchardt haben Gundi Bäßler in Frankenthal besucht. In bloq #3 erzählen sie euch, wie sie und ihr Team Insassen dabei helfen, früher freizukommen – und wie man das System verbessern könnte.
K O M M E N T A R:
Hitzig
Theresa Horbach über die Hitze – und wieso Mannheim seiner Vorreiterrolle noch nicht gerecht wird

Sonnenschein, Temperaturen um die 30 Grad, Regen nur tröpfchenweise – und das über Wochen. Dieser Sommer hat wieder gezeigt: Die Klimakrise heizt der Rhein-Neckar-Region ein. Wer wissen will, welche Auswirkungen das hat, dem oder der sei bloq #2 zum Thema Veränderung ans Herz gelegt. All der Beton, den wir so gerne verbauen, hilft jedenfalls nicht: In den Innenstädten liegen die Temperaturen regelmäßig bis zu zehn Grad über denen im Umland. Das ist anstrengend – besonders für kleine Kinder, alte Menschen, Schwangere und Personen mit Vorerkrankungen. Aber auch für alle, die in Dachgeschossen oder besonders dicht bebauten Vierteln wohnen, die draußen arbeiten oder auf der Straße leben. Sie müssen besser vor den Folgen des Klimawandels geschützt werden – und da steht die Gefahr durch Hitze ganz oben.

Mannheim hat die Gefahr offenbar erkannt – und im Oktober 2021 als eine der ersten Städte in Deutschland einen Hitzeaktionsplan beschlossen. Worms ist mittlerweile nachgezogen, Ludwigshafen ist dran und auch anderen Städten wie Speyer – deutschlandweit die Stadt mit den meisten Hitzetagen – würde ein solches Papier sicher gut stehen. 31 Maßnahmen hat Mannheim zusammengestellt, um die Stadtgesellschaft zu schützen und uns alle für das Leben in der Klimakrise zu sensibilisieren. Wir müssen umdenken: Medikamente bei Hitze anders lagern, im Sommer lange Kleider tragen statt kurze, Obdachlose in öffentliche Gebäude einladen und nicht vertreiben, Siesta für Gärtner*innen und Bauarbeiter*innen, Trinkpläne (und Sonnensegel!) in Kitas. Dass Mannheim das und mehr anstoßen will, ist zweifelsohne gut – aber auch reichlich spät. Die WHO forderte bereits 2008, dass Städte in Europa ihre Bewohner*innen besser vor Hitze schützen müssen. Das Bundesumweltministerium hat 2017 eine Blaupause für Hitzeaktionspläne veröffentlicht. Und in Frankreich hat sich bereits nach dem Hitzesommer 2003 einiges verändert: Öffentliche Kälteräume. Krisenpläne für den Rettungsdienst. Schulen können bei Hitze geschlossen werden, Veranstaltungen abgesagt. Und die Rathäuser rufen bei älteren Menschen an, um sie ans Trinken zu erinnern.

In Mannheim sollte ein solches Hitzetelefon eigentlich dieses Jahr an den Start gehen. Passiert ist das bislang nicht. Und auch an anderer Stelle gibt es Nachholbedarf: Für Obdachlose sieht der Hitzeaktionsplan zum Beispiel eine ganze Reihe sinnvoller Maßnahmen vor: Mehr Sozialarbeit an heißen Tagen, einen besseren Zugang zu Trinkwasser, mehr Duschmöglichkeiten und zusätzlichen Lagerraum. Das Dezernat für Soziales, das viele dieser Maßnahmen umsetzen müsste, sah zumindest Ende vergangenen Jahres jedoch keinen Handlungsbedarf. Bei Hitze könnten Obdachlose sich in den Parks, am Neckar oder am Rhein aufhalten, schrieb eine Sprecherin auf Anfrage. Tun sie aber nicht, sagt Felix Burgdörfer, Straßensozialarbeiter bei der Caritas: "Den Weg muss man erst mal auf sich nehmen. Außerdem kosten viele Parks Eintritt." Das bisherige Angebot findet er mangelhaft: Duschmöglichkeiten, kühle Orte, Trinkwasser – seiner Einschätzung nach fehlt es in Mannheim an fast allem, was Obdachlose bei Hitze brauchen.

Andere Städte sind da längst weiter: In Berlin öffnete im vergangenen Jahr Deutschlands erste Hitzenotunterkunft. In Bochum dürfen junge Obdachlose bei Hitze kostenlos ins Schwimmbad. Und in Wien öffnen an heißen Tagen die Klimaoasen – kühle Pfarrgärten, in denen Wohnungslose, aber auch alle anderen Menschen Zuflucht finden. In Mannheim dagegen müssen viele Obdachlose um die Mittagszeit zurück auf die Straße – weil etliche Angebote ausgerechnet dann schließen. „Meiden Sie die Mittagshitze“, empfiehlt der Hitzeaktionsplan. Bleibt nur die Frage: Wie?

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